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Eine unvergessliche Zeit in San Pedro, Lago Atitlan

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Guatemala

Nach 5 Wochen Schulbank drücken, heißt es wieder packen und weiter. Aber lasst mich euch ein wenig einen Einblick in unsere tägliche Routine am See Atitlan verschaffen.

Am Sonntag schifften wir von Panajachel rüber nach San Pedro und in der Orbita Schule warteten auch schon unsere Gastfamilien. Der Plan war, 2 Wochen in unterschiedlichen Familien zu bleiben und die letzten beiden Wochen dann in einem Hostel. Doch es kam anders als gedacht.

Michas Gastfamilie sprach nicht wirklich viel Spanisch, was natürlich nicht der Sinn einer Gastfamilie ist. Sein Zimmer ging auf die Straße raus und er hatte keinen Schlüssel zum Abschließen. Es stank nach nassen, dreckigen Hund und der Hund der Familie fletschte bei den Studenten jedes Mal die Zähne.

Und so kam es, dass Michael mit zu meiner Familie zog. Domingo und Hermelinda sind verheiratet. Sie kocht, putzt, wäscht und kümmert sich bei den Mahlzeiten rund um die Studenten. Und alles wird hier selbst hergestellt. Vom Mais, den sie pflücken, über sähen, mahlen, kochen und Tortillas herstellen. Und das gleiche gilt für Kaffee und Honig. Einfach fantastisch.

Morgens um 6 Uhr zum Tortilla klopfen von Hermelinda und Helene aufwachen, wie werden wir das vermissen.

Domingo studiert und hilft seinem Vater Juan in den Bergen mit dem Kaffee, Mais und Honig. Helene, die Mutter von Domingo, hilft Hermelinda mit den Vorbereitungen des Essens und geht täglich auf dem Markt frisch einkaufen. Und Lollo ist Domingos Cousin und TukTuk Fahrer No. 86.

Einfach eine Familie zum lieb gewinnen und dass taten wir auch. Und so kam es, dass wir nicht nur die vollen vier Wochen bei der Familie blieben sondern auch noch eine Woche verlängerten.

An Wochenenden organisierte Domingo mit uns mehrfach Touren und einmal erklommen wir die Indian Nose (la nariz del indio) mit Boris und Maria (zwei Studies). Auf der Ladefläche eines Trucks fuhren wir nach Santa Clara, kauften Proviant und dann ging es los auf einen vierstündigen Trip.

Der Weg rauf war ganz schön steil und mit unserer erst vor kurzem bekämpften Erkältung pufften und ächzten wir uns auf die Spitze. Aber es hatte sich gelohnt, die Aussicht über den See war einfach fantastisch.

Aber zurück zum Spanischunterricht. Von Montag bis Freitag hatten wir morgens je vier Stunden und unsere Lehrer Celeste und Juan-Carlos waren unerbittlich. Mit ihren 19 und 22 Jahren waren sie schon erfahren und einfach einzigartig.

Wir hatten eine tolle Zeit und lernten unwahrscheinlich viel. Jetzt heißt es aber auch ein wenig sortieren, denn die 11 Zeiten, die wir gelernt haben, schweben schwerelos im Hippocampus.

Warum hat Spanisch nur so viele Zeiten und all diese Applikationen und unregelmäßigen Verben machen einen ja ganz verrückt. Becki, unsere neue Zimmernachbarin in der Familie, hat die gleiche Gehirnakrobatik zu meistern. Und so gönnten wir uns täglich einen frischen Saft am Stand bei unserer Freundin Josefine.

Bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzen, feierten wir erst mal mit Domingo seinen 30sten Geburtstag. Nach all der langen Zeit mit unserer Guatemaltekischen Familie fällt es uns schwer, auf Wiedersehen zu sagen. Aber ein Wiedersehen gibt es ganz bestimmt.

Helene weinte bitterlich und wir mussten uns zusammen reißen, um es ihr nicht gleich zu tun. Wir hatten eine unvergessliche Zeit mit ihnen und werden alle sehr vermissen.

Vielen Dank für diese einmalige Erfahrung und die Herzlichkeit!

Homestay: Familie Isaac (Domingo, Hermelinda, Helena, Juan und Lollo)