Casupá - auf den Spuren von Pater Karl Zangerle
Mit eingescannten Briefen und Fotos von Pater Karl Zangerle bewaffnet, folgten wir einer Spur. In seinen Briefen benutze er im Briefkopf immer wieder den Namen der kleinen Stadt Casupá im Distrikt Florida, 100 km nördlich von Montevideo.
Hier ein kurzer Ausflug in unsere Familienhistorie, damit ihr überhaupt wisst, um was es hier geht. Mein Vater hatte/hat fünf Tanten und Onkel, die alle als Kinder während der Kriegszeit ins Kloster gingen. Schwester Maria Klara und Schwester Maria Josefine blieben in Zams/Österreich im Kloster, während Schwester Maria Hilga nach Indien ging. Pater Franz hatte auf den Philippinen und in Deutschland eine Gemeinde und Pater Karl verschlug es nach Uruguay.
Auf unserem Indientrip im Jahr 2010 hatten wir das Grab von Schwester Maria Hilga in einem kleinen Dorf in Indien bereits ausfindig gemacht. Sie wird bis heute noch die Mutter Theresa von Ooty genannt und bekam für ihren großen Einsatz vom deutschen Konsul in Indien das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
Und so saßen wir am Busbahnhof Tres Cruces, mit dem Ticket nach Casupá in der Hand und waren gespannt auf ein weiteres Familienkapitel. Natürlich waren wir die einzigen Touristen im Bus, da das Landesinnere von Uruguay nicht in der Reisebroschüre erscheint.
Nur wenige Kilometer außerhalb von Montevideo schien das Land eine noch langsamere Gangart einzulegen und so beobachteten wir die vielen Weiden und das flache Land. Als wir dann das Ortsschild von Casupá passierten, entdeckten wir ein Hotel und fragten den Busfahrer, ob dies die einzige Unterkunft in dem Ort ist. Nachdem er dies bejahte, ließ er uns vor dem Hotel raus.
Nach dem einchecken, fragten wir in unserem rudimentären Spanisch die Frau in dem kleinen Laden nebenan, wo wir das Konvent Parroquia Maria Auxiliadora finden können. Wir erklärten ihr unsere Situation und sie bekam ganz große Augen. Dann fragte sie uns nochmal, ob wir mit Pater Carlos Zangerle verwandt sind. Da wurden wir erstmal ganz fest in die Arme genommen und sie war ganz aus dem Häuschen. Fast wären wir noch im örtlichen Radio erschienen, wäre da nicht plötzlich ein Hagelsturm aufgezogen. Doch erstmal zurück zur Geschichte.
Eine ältere Dame kam noch hinzu und schon war die nächste Umarmung fällig. Sie erklärten uns den Weg zum Colegio, welches Pater Carlos errichtet hat und das wir dort zwei „Plaques“ finden werden. Als wir in die Straße einbogen, schauten wir auf den Straßennamen und waren sprachlos. Das meinten die Damen mit „Plaques“. Die Straße war nach meinem Großonkel benannt - “Presbitero Carlos Zangerle”.
Im Colegio fanden wir noch ein Denkmalstein und eine Lehrerin gab uns ein Buch mit vielen Bildern über die Entwicklung des Colegios. Darin befanden sich viele Berichte und Fotos von Pater Karl. Auch im Zimmer hingen noch mehrere Bilder von ihm. Schon interessant, wenn man bedenkt, dass er seit 30 Jahren tot ist.
Zurück im Hotel wurden wir von zwei älteren Menschen begrüßt. Die alte Frau war so nervös und drückte mich an sich. Sie erklärte, dass sie über dreißig Jahre für meinen Großonkel gearbeitet hat und er ein so toller Mensch war. Damals hatte sie auch versucht, etwas Deutsch zu lernen und kannte all die Namen von unserer Familie. Wie es Fancesco und Elisabeth geht (meinem Dad und meiner Tante)? Als sie mich wieder in den Arm nahm und ganz fest drückte, liefen ihr Tränen über das Gesicht. Immer wieder wiederholte sie, was für ein herzlicher Mensch Pater Carlos war und was er alles für die Menschen in der Gegend getan hat. Sie freute sich so sehr, vor allem über all die schönen Erinnerungen, die in ihr hochkamen.
Er hatte u.a. zwei Kirchen, eine Schule, ein Krankenhaus und ein Waisenhaus errichtet. Auch in dem Nachbarort Reboledo wäre er wohl bekannt. Da ihr unteres Gebiss locker saß, war es nicht immer einfach für uns, sie in ihrem emotionalen Spanisch zu verstehen. Aber die Herzlichkeit und das Lächeln sprachen Bände.
Dazu muss man sagen, dass die Dame stolze 96 Jahre alt ist, ihr Bruder 98. Bevor wir gingen, sagte sie “Ich liebe das Leben und ich werde es noch was genießen!”
Bevor wir gingen, verriet sie uns noch, wo genau wir das Grab von Pater Karl finden. In Montevideo auf dem Cemetario de Buceo, Calle Aurora, Grabnummer 1040. Und so ging es am nächsten Morgen wieder Richtung Montevideo. Es war fantastisch, als wir endlich vor dem Grab standen. Wir schmückten es mit Blumen und machten ganz viele Fotos für meine Familie. Schade, dass dies mein Opa nicht mehr miterleben kann. Aber Schwester Maria Klara, die Letzte der Geschwister, erhält auf jedenfall die Fotos.
Da wir schon mal in Montevideo waren, feierten wir Michas Geburtstag mit Andrew. Der Hangover bezeugt, dass die Zwei so richtig gefeiert haben. Hangover hin oder her, heute geht es weiter nach Colonia del Sacramento. Da muss Micha jetzt durch.
Unterkunft: Hotel Cito, Ruta 7, KM 110.500, Casupá/Forida
Preis: UYU 800 fürs Doppelzimmer, eigenes Bad, TV
Kommentar: sehr sauber, bei starkem Regen läuft das Wasser jedoch zur Tür herein