Cruz del Condor und der Colca Canyon
Und so kamen wir mit dreistündiger Verspätung in Arequipa an. Aufgrund eines Streiks war die Straße geblockt und nichts ging mehr. Als um 2 Uhr Nachts immer noch nichts ging, funkte die Agentur den Busfahrer an, umzudrehen und eine andere Route zu nehmen. Aussage: zu gefährlich!
Dadurch verpassten wir den letzten Bus nach Chivay, der uns zum Colca Canyon bringen sollte. Doch nach mehrfachem Fragen fanden wir heraus, dass es auch Microbusse nach Chivay gibt. Auf der Suche wurden wir mehrfach von den Einheimischen in verschiedenste Richtungen geschickt und fanden erst nach 30 Minuten den Stopp.
Die Fahrt zu dem gigantischen Canyon, mit 4000m zweimal tiefer als der Grand Canyon in den USA, war super holprig und wir wurden gut durchgeschüttelt. Doch die Aussicht war fantastisch und die vielen Pre-Inca Terassen erinnerten mich an Vietnam und den Reisterassen.
In Chivaz fanden wir ein ruhiges Hostel, nachdem wir bereits an 5 geschlossenen Unterkünften vorbeigewandert waren. Danach entdeckten wir einen tollen Straßenmarkt und aßen Alpaca-Herzen, Alpaca-Fleisch, Nudeln mit Hühnchen und tranken einen leckeren Matetee, der mit frischen Blüten, Kräutern, Honig und weiß der Geier noch was, angemacht wurde. Danach gönnten wir uns noch eine tolle Nachspeise – heißer Milchreis mit Zimt. Und das für Sage und Schreibe gerade mal 6 Euro.
Am nächsten Morgen düsten wir mit dem Bus weiter nach Cabanaconde, der Startpunkt unserer dreitägigen Tour. Auch hier war die Fahrt wieder spektakulär und unsere Hintern waren nach drei Stunden gut durchgeknetet.
Im Hostel bereiteten wir alles für unseren Trip vor und packten unsere Tagesrucksäcke. Michael mit Kameraequipment hatte bereits 8 kg und ich mit Wasser und Essen kam auf 5 kg. Am Ende trugen wir beide ca. 10 kg mit uns rum, aber was muss, dass muss.
Und so verstauten wir unsere großen Rucksäcke in unserem Hostel und machten uns am nächsten Morgen mit dem Bus zu dem 9km außerhalb gelegenen Aussichtspunkt „Cruz del Condor“.
Wir erreichten den beliebten Aussichtspunkt vor den ganzen Tagesbesuchern von Arequipa und Chivay und 8 dieser riesen Vögel nutzten die Thermik. Zwei der Giganten segelten über unsere Köpfe hinweg und uns blieben die Spucke weg. Vögel mit einer Flügelspanne von 3.2m sind schon atemberaubend zu beobachten.
Dann schulterten wir unsere Rucksäcke und wanderten die Straße entlang, auf der Suche nach der Aussichtsplattform San Miguel, von wo aus es in den tiefen Canyon ging. Doch trotz des total überteuerten Eintritts fanden wir keinerlei Hinweisschilder. 25 Euro pro Person für 10 Tage fanden wir für Peru schon etwas happig, wenn ich mal bedenke, dass wir 20 Euro für vier Personen, 7 Tage im Grand Canyon/USA, bezahlt haben.
Aber wir wollten den Colca Canyon bewandern, wir wollten ihn erkunden und so zahlten wir auch den Preis!
Mehr nach Gefühl wanderten wir einen Weg zwischen Feldern Richtung Canyon, in der Hoffung den Startpunkt zu finden. Und nach 1:45 Std. entdeckten wir ihn. Runter nach San Juan de Chuccha liefen wir harte 2 ½ Stunden und unsere Muskeln und Knie knirschten. In dem kleinen Ort nahmen wir erstmal ein kleines Mittagessen zu uns, bevor es weiter durch die Ortschaften Cosñiuha und Malata ging.
Von hier aus ging es weitere 480 Höhenmeter abwärts. In der Oase Sangalle wollten wir uns ausruhen und einfach nur in den Pool tauchen. Nachdem die Sonne den ganzen Tag erbarmungslos auf uns nieder brannte, freuten wir uns auf das kühle Nass. Doch wir Weicheier dippten unsere Füße in den Pool und entschieden uns aufgrund der plötzlich fehlenden Sonne, dass dies ausreichen würde.
Eine Gruppe von vier Leuten, die vor uns vom Cruz del Condor aus gestartet war, erreichte die Oase 1 ½ Stunden nach uns. Fair enough, wir machen ja seit über einem Jahr nichts anderes als wandern, laufen und noch mehr wandern. Immer wieder überrascht uns unsere Fitness und wir hoffen, dies ein wenig in Deutschland beibehalten zu können.
Nach dem romantischen Abendessen bei Kerzenschein und Millionen von Sternen gingen wir alle früh zu Bett. Die Meisten wollten gegen 4:30 Uhr los, um zurück nach Cabanaconde zu laufen. Unser zweiter Tag war hingegen ein Spaziergang im Park und dies war auch gut so. Michaels Erkältung wurde schlimmer und das weg same Terrain und die überwiegend gerade Strecke kam dem entgegen.
In Paclla kamen uns eine Deutsche und ein Franzose entgegen. Nachdem wir sie fragten, wohin sie gehen, antworteten sie mit Llahuar. Das verwunderte uns, da wir in die andere Richtung unterwegs waren und wir genau wussten, wo wir uns laut Karte befanden. Und so waren sie ein wenig frustriert, als sie erfuhren, dass sie bereits über eine Stunde mit großen Rucksäcken bergauf kämpften und den kleinen Ort übersehen hatten. Nun, wer die Karte nicht lesen kann, den erwarten so einige Überraschungen und Extrakilometer.
Als wir in Llahuar ankamen, schnappten wir uns zwei Bier und sprangen in die Thermalquelle, die direkt neben dem Fluss lag. Aufgrund Micha’s Erkältung und die ständigen Hustenanfälle viel die Nacht etwas kurz aus, doch wir genossen den atemberaubenden Sternenhimmel. Sogar eine Sternschnuppe in slow motion war mir gegönnt und so starteten wir am nächsten Morgen um 7:30 Uhr unseren Aufstieg nach Cabanaconde.
Mit brütender Hitze von bis zu 35 Grad ist die Sonne ein Feind, den man nicht zu lange ausgesetzt sein möchte. Von Schatten kann man nur träumen und unser Anstieg waren umkämpfte fünf Stunden und 1287 Höhenmeter. Aber vorher besuchten wir noch die Geysire von Paccla, drei sprudelnde Wasserfontänen direkt am Colca Fluss.
Ein junger Mann lief den steilen Hang vorweg – eine gute halbe Stunde vor uns. Doch bereits auf halbem Wege holten wir ihn ein. Die meisten Wanderer gehen einfach zu schnell und finden nie den Rhythmus. Doch einmal im Einklang mit Atmung, Puls, Herzschlag und Muskeln, kannst du stundenlang deinen Weg bergauf bezwingen. Es ist wie ein Mantra und wirkt befreiend.
Gerade so, als würde man einen Turbo einschalten. Michael’s Turbo kam aufgrund der Hustenanfälle immer wieder ins Stottern, doch wir schafften die anstrengende Tortur und hatten noch zwei Stunden in Cabanaconde, bis unser Bus nach Arquipa los fuhr.
Von dieser unerwarteten Relaxphase angestiftet, freuten wir uns auf eine Dusche, etwas Mittagessen und Entspannung. Doch es kam anders. Als wir unsere großen Rucksäcke holten, erwartete uns eine kleine Überraschung. Die Hälfte meines Rucksacks war regelrecht in Wasser getränkt.
Und so war meine Ruhephase eher von Wäscheaufhängen geprägt. Während unserer Wanderung hatte die Sonne fünf Stunden erbarmungslos auf uns niedergebrannt, doch als ich die Kleidung zum Trocknen auf hing, versteckte sie sich plötzlich hinter Wolken.
Meinen Daunenschlafsack konnte ich regelrecht auswringen und wir waren froh, dass es nur mein Rucksack war. In Micha’s hatten wir Elektronik gelagert und Klamotten trocknen. Gegen einen Wasserschaden macht man nichts. Dafür bekamen wir eine kostenlose Dusche, einen leckeren Saft und zahlten nichts für die Einlagerung. Na dafür darf sie meine Tasche ruhig nochmal ins Wasser eintauchen.
Als der Bus kam, sicherte Michael uns schon mal einen Sitzplatz während ich die klammen und zum Teil noch nassen Sachen in die Tasche stopfte. Die sechsstündige Busfahrt war noch ruckeliger doch in Arequipa fanden wir ein sehr komfortables Bed & Breakfast, wo wir uns ein Doppelzimmer gönnten. Hier konnte sich Michael von seiner Erkältung erholen und ich mich gegen einer angehenden Erkältung wehren.
Alles in Allem wanderten wir in den drei Tagen 43,9 km, 4477 Höhenmeter und 16 Stunden. Es war einfach großartig!
Day 1: Cruz del Condor – San Miguel – San Juan ca. 15.8 km und 1.250 Höhenmeter runter, 4 Std. (anstrengend) und San Juan – Cosnirhua – Malata – Sangalle 7.2 km, 360 Höhenmeter rauf und 480 Höhenmeter runter, 2 Std.
Day 2: Sangalle – Llahuar, ca. 9.9 km 480 Höhenmeter rauf und 640 Höhenmeter runter, 5 Std.
Day 3: Llahuar – Cabanaconde ca. 11 km, 1267 Höhenmeter rauf 5 Std. (sehr anspruchsvoll)
Unterkunft: Hospedaje San Martin, Francisco De Zela # 119, Chivay
Preis: PEN $ 35 pro Zimmer, Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad
Kommentar: die kleine Besitzerin tauchte immer wieder geisterhaft auf und erschreckte mich
ein paar Mal. Darüber mussten wir immer wieder giggeln und ich hätte sie
einfach nur knuddeln können. Sie war super lieb.
Unterkunft: Hostal Pastor, Cabanaconde
Preis: PEN $ 35 pro Zimmer, Doppelzimmer mit eigenem Bad, Wifi
Kommentar: sehr kleines Zimmer, aber ist ausreichend. Gutes Essen gibt’s auch.
Unterkunft: Oasis Sangalle, fragt nach Thomas (erstes Hostel auf der rechten Seite, wenn ihr
aus Malata kommt)
Preis: PEN $ 35 pro Zimmer, Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad, großer Pool
Kommentar: super schön angelegt in einem Garten Eden
Unterkunft: Llaghuar Hostel direkt am Ortseingang (du kannst es nicht verfehlen)
Preis: PEN $ 35 pro Zimmer, Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad und Thermalpool direkt
am Fluss
Kommentar: großartige Aussicht vom Restaurant und die Bungalows am Fluss sind schön.
Sie schein ein Monopol zu haben, da sie die einzigen Thermalpools hat. In dem
kleinen Ort mit 6 oder 8 Hütten gibt es wohl noch ein weiteres Hostel. Aber die
Maße der Wanderer kommt nach Llaghuar, da sie ihre müden Muskeln im heißen
Thermalbad lockern möchten.