Buenos Aires
Natürlich hatten wir ganz vergessen, Geld in Uruguay zu tauschen und schon wurden wir mit der wirtschaftlichen Lage von Argentinien konfrontiert. In allen anderen Ländern gibt es Banken und Geldwechselstuben direkt an der Grenze, nicht aber in Argentinien. Und so zahlten wir unser Taxi in Reals und bekamen einen besseren Wechselkurs als in der Bank.
Im Hostel fragten wir erstmal, wo wir Geld wechseln können. Also das geht wie folgt: Du gehst einfach die Calle Florida entlang und dort sprechen dich unzählige Menschen an – cambio, cambio, exchange (Geld wechseln). Wir liefen mit gemischten Gefühlen die Straße entlang und sprachen einen seriös aussehenden Mann an, der uns zu einem Zeitungsstand brachte. Dann ging Micha hinein, während ich die Zeitungen betrachtete. Der Wechselkurs der sogenannten Blue Dollars liegt zurzeit bei 1 zu 14.6. Bei der Bank liegt der Dollar hingegen bei 1 zu 7.8. Wenn das mal nicht ein klitzekleiner Unterschied ist. Und so verdoppelten wir unser Geld. Kein Wunder, dass so viele Reisende mal einen kurzen Ausflug nach Uruguay oder Bolivien machen, um an Dollar ranzukommen.
Danach wanderten wir durch die riesen Stadt mit ihren großen Boulevards und vielen Plätzen. Von der Avenida de Mayo kamen wir zum Plaza de Mayo, wo jahrelang während und nach der Diktatur der 70er, die Mütter der verschwundenen Kinder sich jeden Sonntag versammelten und die Körper ihrer Kinder von der Regierung forderten. Wir standen vor dem Casa Rosada und blickten auf den Balkon, wo Evita und Peron zu den Menschenmengen sprachen und wo im Jahr 2002 fünf Regierungen innerhalb von 12 Tagen sich abwechselten.
Wieso sehen eigentlich so viele Parlamentsgebäude aus wie das Washington Capitol? Auf dem Plaza Congreso machten wir ein paar Fotos vom Argentinischen Kongress bevor wir weiter zum Obelisk gingen. Auf dem Weg dorthin sprach uns ein Niederländer auf Deutsch an und warnte uns vor dem Busbahnhof. Er wäre am Morgen von Santiago de Chile gekommen und auf dem Weg zur Metro wurde er von zwei Männern ausgeraubt. Sie hatten ihm eine Flüssigkeit ins Gesicht geschüttet (eine gängige Masche hier) und sie haben ihm alles genommen. Er war schon bei der Polizei und seine Botschaft hat heute (mitten in der Woche) geschlossen. Tatsache, wir haben die Öffnungszeiten der Niederländischen Botschaft online gecheckt, und die hat einen Tag in der Woche und natürlich an Wochenenden, geschlossen.
Wir fühlten mit ihm, nachdem wir ja zweimal beraubt wurden, wussten wir, wie er sich fühlen musste. Ohne Geld und Pass kam er in kein Hostel und so gaben wir ihm ein wenig Geld, damit er zumindest für eine Nacht unterkommt und sich etwas zu essen holen kann. Natürlich waren wir auch ein wenig skeptisch, aber er hatte nicht nur ein holländisches T-Shirt mit der Königsfamilie an sondern auch einen starken, holländischen Akzent. Wir hoffen, dass er nun sicher zu Hause ist und seine Botschaft ihm helfen konnte.
Am Abend gingen wir auf eine Tango Show (Consejo Tango). Nach einer Stunde Tango-Unterricht, hatten wir ein fantastisches Drei-Gänge-Menu mit einer dreistündigen Tango Show. Dabei wurde die Entwicklung des Tangos von 1920 bis 2000 vorgetanzt. Es war atemberaubend.
Den nächsten Morgen nahmen wir an einer geführten Stadttour mit Nicolas teil. Es war super informativ und wir erhielten einen guten, politischen und kulturellen Hintergrund. Dabei besuchten wir auch Evita`s früheres Büro im Gewerkschaftshaus. Dort erzählte uns ein 84 jähriger Mann über die Frau, die er noch immer bewunderte und sie auch kennengelernt hatte. Evita hatte sich für die Arbeiter und Frauen intensiv eingesetzt – sie kam aus armen Verhältnissen - und viele Veränderungen im Land bewirkt.
Sie starb leider mit 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Ihre Beerdigung dauerte 14 Tage und Menschen warteten bis zu 18 Stunden, um sich von Evita zu verabschieden. Dabei formten sich Menschenmassen um mehrere Blocks. Bereits am ersten Tag hatte Argentinien keine Blumen mehr und mussten Weitere aus Chile, Bolivien, Uruguay und Brasilien einfliegen lassen. Der Körper von ihr wurde einbalsamiert und in ihrem vorigen Büro aufgebahrt. Jedoch nach dem Militärputsch verschwand ihr Körper für 16 Jahre. Sie war eine starke Persönlichkeit und wir werden wohl noch ein wenig mehr über sie in Erfahrung bringen.
Am Abend schmissen wir unsere gesamte Reiseplanung über den Haufen. Nachdem Michael tagelang nach Heimflügen recherchiert hatte, sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass es viel günstiger ist, von Ecuador unsere Rückreise anzutreten. Und so fahren wir nun erst komplett durch Argentinien und ab in den Süden. Zwar ist es zurzeit etwas kälter in Patagonien, jedoch heißt das auch, weniger Tourismus.
Aber zuerst müssen wir noch die Iguazú Wasserfälle bewundert. Die können wir nicht auslassen. Ich kann es kaum erwarten, stundenlang im Bus zu sitzen, uff. Wieso ist Argentinien nur so schrecklich groß?
Unterkunft: Estoril Terrazas, Avda. de Mayo 1385, Buenos Aires
Preis: AR$ 130 p.P., 6er Schlafsaal, Gemeinschaftsbad, inkl. Frühstück
Kommentar: Sehr gut organisiert, sauber und schön gestaltet. Tolle Dachterassen.