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Lhasa

Geschrieben von Michael Zangerle am . Veröffentlicht in TIBET

27.11.2010

Heute haben wir 260 km nach Lhasa zurueckgelegt. Wir sind dabei zwei weitere Male auf ueber 5000m mit dem Bus gefahren, um Bergpaesse zu ueberfahren. Haben dabei zwei grosse Seen passiert und einen 7190m hohen Berg (Nychsar) mit dem Kharola Gletscher, der bis auf 5560m tief herunter reicht. Wir standen auf 5050m und bewunderten den Berg, den man auch „leicht“ erklettern kann. So sagt zumindest unser Tourguide, es sei ein einfacher Berg.

Nach unzaehligen Kontrollen durch Polizei und Militaer sind wir schockiert von Lhasa, einer nicht mehr wirklich tibetischen Stadt. Welcome to China. Schade, das die alles so sehr vereinheitlichen, begradigen und ueberwachen. Ob das mit meinem Photo* was wird, weiss ich gerade nicht.

* Micha mit freiem Oberkoerper (Free Tibet Flagge als Tatoo auf der rechten Brust) vor dem Potala Palast.


28.11.2010

Heute ging es um 8.50 Uhr los, um uns den Potala anzuschauen.

Wir mussten puenklich da sein, da jede Gruppe zu einer gewissen Zeit angemeldet ist und nur ein Zeitfenster von einer Stunde hat, um den Palast zu durchqueren. Dies macht fuer die Hauptsaison sicherlich Sinn, wo Abertausende Chinesen durch den wichtigsten Palast der Tibeter laufen, aber in der jetzigen Nebensaison doch sehr schade. Der Eintrittspreis von ueber 10 Euro ist fuer die Chinesen eine tolle Einnahmequelle. Der Palast besteht aus einem roten und einem weissen Bereich. Vom weissen Bereich, der politischen Abteilung haben wir nur einen Raum zu sehen bekommen. Die Fuehrung ging eigentlih nur durch den roten Bereich, dem religioesen Bereich.

Der Anblick von aussen ist schon genial, einfach Klasse und nicht in Worte zu fassen. Unsere Bilder geben ein wenig wieder, wie der Palast auf dich wirkt. Leider waren drinnen Aufnahmen strikt verboten. Ueberall Kameras der Ueberwachung und keine 20 m voneinander entfernt standen grellorange gekleidete Aufpasser der Polizei und der Militaers, auch stellenweise in Zivil gekleidet, um weniger auffaellig zu wirken.

Ich habe es mir dennoch nicht nehmen lassen, ein Video zu drehen, aus dem ich hoffentlich ein Bild der Schlafzmmers der Dalai Lamas rausschneiden kann. Die Dalai Lamas 5. bis 14. (der jetzige Dalai Lama, der am 19. Maerz 1959 aus Tibet fluechten musste), haben dieses Sclafzimmer benutzt. Dies wird auch die einizge Aufnahme sein, die wir aus dem Potala zeigen koennen. Die Chinesen versuchen mit aller Macht zu verhindern, dass Bilder des Potalas nach Aussen dringen.

Wir haben uns alle Grabmaeler der Dalai Lamas 2 bis 13 anschauen koennen. Wobei das Grabmal (wir glauben uns zu erinnern das es das des 9. Dalai Lamas ist) bestand aus 3721 kg purem Gold. Beim heutigen Marktpreis von etwa 300 Yuan (etwa 34 Euro) pro Gramm, steht dort ein materielles Vermoegen von etwa 123 Millionen Euro vor deinen Augen. Der historische, kulturelle und religioese Wert mal ausser Acht gelassen. Ist schon faszinierend.

Heute ging fuer mich ein lange ersehnter Wunsch in Erfuellung und ich habe diesen Ort, an der der Dalai Lama zurueckgehoert, ansehen duerfen. Nadine und mir hat es einfach die Sprache verschlagen, bei dem Anblik dieses Ortes. Dies liegt sicherlich auch an der Bauweise des Palastes aber vielmehr die Aura die von diesem Ort ausgeht, zieht dich in einen Bann. Waeren da nicht die wachsamen Augen und Kameras, die dich staendig ueberwachen, die Waechter, die dich staendig weiter schicken, bliebst du auch nur zwei Minuten an einem Platz stehen. Diese chinesische Ueberwachung ist wirklich nervenraubend.

Unser Guide unterliegt einem Index an Themen und Woertern, die er gar nicht benutzen darf. Ist schon wirklich krass. Dies ist auch der Grund, weshalb ich jeden raten kann, nach Tibet zu fahren und nicht nach China! Diese Ueberwachung muss Jeder sich ansehen, um sich ein Bild ueber die Willkuer der Chinesen zu machen. Es ist erschreckend und gleichzeitig abschreckend, wir finden immer mehr Gruende nicht nach China zu reisen. Wir haben uns dazu entschieden, dies nicht zu tun.

Vor einigen Jahren ist der Panchai Lama gestroben. Als bekannt wurde, dass es einen neuen Panchai Lama gibt, haben die Chinesen ihn und seine ganze Familie in Haft genommen und sie sind von der Bildflaeche verschwunden. Seither nie wieder gesehen worden. Die Regierung hat einen neuen Panchai Lama gestellt, der nun der 11te Panchai Lama ist.

Ausserhalb des Potalas haben wir dann einige tolle Bilder schiessen koennen. An einer Strassenecke habe ich dann mein Bild mit dem Potala im Ruekcnen und freiem Oberkoerper schiessen koennen. Die naechsten Bilder zeigen meine Aussicht dabei, Militaer, Polizei, wohin du auch nur schaust. War ein brenzlicher Augenblick, Nadines und mein Adrenaline pumpten gewaltig durch unsere Adern. Aber wir haben es geschafft ohne abgefuehrt zu werden. J

Am Nachmittag haben wir uns den Jokhang Temple in der Stadt angesehen, der bereits etwa 1500 Jahre alt ist. Er gilt als der wichtigste Tempel in Tibet, auch aufgrund einer  Buddha-Statue, die als Mitgift im siebten Jahrhundert von der chinesischen Prinzessin Wen Cheng mitgebracht wurde. 

Zur Zeit pilgern tausende Tibeter aus allen Regionen Tibets nach Lhasa um den Todestag des ersten oder zweiten Dalai Lamas zu zelebrieren. Hier sind wir uns nicht ganz sicher, es koennte auch der achte Dalai Lama sein, da dieser als der wichtigeste Dalai Lama Tibets gilt. Er ist der Begruender des tibetischen Buddhismus.


29.11.2010

Heute haben wir uns zwei weitere Kloester angesehen. Im ersten konnte ich ein Vioeo einer Gebetsandacht machen, bis meine Batterien leider leer waren. Ich hoffe, davon einige Bilder online stellen zu koennen. Ausserdem haben wir einem weiteren Tibet (Diskussionsrunde der Moenche) beigewohnt. Was dabei passiert haben wir bereits erklaert, weitere Bilder haben wir dazu online gestellt. Einfach toll, den Moenchen dabei zuzuschauen.

Abends haben wir uns tolle Spiesse aus einer Strassenkueche (aenhlich zu Thailand) gekauft. Vegetarische und nicht-vegetarische Spiesse werden dabei in heissem Oel frittiert und nachher mit scharfer Sauce und Gewuerzen anbereitet. Einfach lecker und zo herrlich guenstig. Hatten zwei Runden mit insgesamt 32 Speissen fuer gerade mal 5 Euro. Kaltes Bier dazu, einfach lecker, lecker, lecker!!

Fazit: Land und Leute (Tibeter) sind toll, aber die chinesische Ueberwachung ist nervenaufreibend. Es wird der chinesischen Bevoelkerung mehr Gehalt in Tibet geboten, als in China. Ziel ist die komplette Verchenesisierung Tibets. Echt traurig! Alles in Allem ein Muss im Leben sich diesen Fleck Erde anzuschauen.


30.11.2010

Heute ging es um 11:40 Uhr aus Tibet nach Kathmandu. Wir haben auf der Fahrt zum Flughafen noch einen Blick auf den Potala wrfen koennen. Wird wohl der letzte Blick in unserem Leben gewesen sein, weil wir sicherlich erst wieder hierhin zurueckkehren, wenn die Chinesen ihre Diktatur hier aufgeben.

Wir landeten in Kathmandu nach 1 Stunde Flug um 10:40 Uhr und warteten vergeblich auf unser Taxi. Haben uns dann schnell ein eigenes organisiert. Nach dem Einchecken ins Hotel haben wir uns ein Wellness-Paket gegoennt. Bodyscrub, Ayurveda-Massage und Gesichtspflege, Dauer etwa 3.5 Stunden und mal eben schlappe 40 Euro. Nicht pro Person, nein, fuer beide zusammen, haha. Ich habe mir dann noch einen neuen Haarschnitt gegoennt, 3 Euro, 20 Minuten. So ne Haarschneidetechnik hab ich bisher nie gesehen, ist aber gut gegangen. Haben uns dann zum Abschluss noch etwas Kulinarisches gegoennt. Haben uns beim Italiener ne Pizza genehmigt.

Tibet Beerdigung

Noch ein kurzer Nachtrag zu tibetanischer Beerdigungen. Buddhisten hier lassen sich auf vier verschiedene Arten beerdigen. Die Feuer, Wasser, Luft oder Erdbestattung.

Die Feuerbestattung ist nur den Lamas oder Gurur vorbehalten. Erdbestattung hingegen, wie Katholiken es Praktizieren, ist jedoch nur ganz selten.

Am haufigsten wird die Wasser- und die Luftbestattung durchgefuehrt. Dabei wird der Koerper des Verstorbenen nach fruehstens drei Tagen aus seinem Haus gebracht. Es gibt berichte, dass Tote nach drei tagen wieder zum Leben erwachten, weil ihre Aufgabe auf Erden noch nicht erfuellt war.

Der Koeper wird zu speziellen Moenchen gebracht, die den Koeper fachmaennisch zerlegen und in Einzelteile schneiden. Diese koerperteile werden dann entweder in einen Fluss geworfen oder auf einer Gruenflaeche verstreut. Tibeter glauben, dass sie nach dem Tod ihres Koepers etwas an die Natur zurueckgeben koennen. Dies geschieht als Futter fuer Tiere, eben Fische oder meist Voegel, weil es nicht so viele Fluesse mit Fischen gibt. Eine krasse Art der Beerdigung.