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Buenos Aires

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Argentina

Natürlich hatten wir ganz vergessen, Geld in Uruguay zu tauschen und schon wurden wir mit der wirtschaftlichen Lage von Argentinien konfrontiert. In allen anderen Ländern gibt es Banken und Geldwechselstuben direkt an der Grenze, nicht aber in Argentinien. Und so zahlten wir unser Taxi in Reals und bekamen einen besseren Wechselkurs als in der Bank.

Im Hostel fragten wir erstmal, wo wir Geld wechseln können. Also das geht wie folgt: Du gehst einfach die Calle Florida entlang und dort sprechen dich unzählige Menschen an – cambio, cambio, exchange (Geld wechseln). Wir liefen mit gemischten Gefühlen die Straße entlang und sprachen einen seriös aussehenden Mann an, der uns zu einem Zeitungsstand brachte. Dann ging Micha hinein, während ich die Zeitungen betrachtete. Der Wechselkurs der sogenannten Blue Dollars liegt zurzeit bei 1 zu 14.6. Bei der Bank liegt der Dollar hingegen bei 1 zu 7.8. Wenn das mal nicht ein klitzekleiner Unterschied ist. Und so verdoppelten wir unser Geld. Kein Wunder, dass so viele Reisende mal einen kurzen Ausflug nach Uruguay oder Bolivien machen, um an Dollar ranzukommen.

Danach wanderten wir durch die riesen Stadt mit ihren großen Boulevards und vielen Plätzen. Von der Avenida de Mayo kamen wir zum Plaza de Mayo, wo jahrelang während und nach der Diktatur der 70er, die Mütter der verschwundenen Kinder sich jeden Sonntag versammelten und die Körper ihrer Kinder von der Regierung forderten. Wir standen vor dem Casa Rosada und blickten auf den Balkon, wo Evita und Peron zu den Menschenmengen sprachen und wo im Jahr 2002 fünf Regierungen innerhalb von 12 Tagen sich abwechselten.

Wieso sehen eigentlich so viele Parlamentsgebäude aus wie das Washington Capitol? Auf dem Plaza Congreso machten wir ein paar Fotos vom Argentinischen Kongress bevor wir weiter zum Obelisk gingen. Auf dem Weg dorthin sprach uns ein Niederländer auf Deutsch an und warnte uns vor dem Busbahnhof. Er wäre am Morgen von Santiago de Chile gekommen und auf dem Weg zur Metro wurde er von zwei Männern ausgeraubt. Sie hatten ihm eine Flüssigkeit ins Gesicht geschüttet (eine gängige Masche hier) und sie haben ihm alles genommen. Er war schon bei der Polizei und seine Botschaft hat heute (mitten in der Woche) geschlossen. Tatsache, wir haben die Öffnungszeiten der Niederländischen Botschaft online gecheckt, und die hat einen Tag in der Woche und natürlich an Wochenenden, geschlossen.

Wir fühlten mit ihm, nachdem wir ja zweimal beraubt wurden, wussten wir, wie er sich fühlen musste. Ohne Geld und Pass kam er in kein Hostel und so gaben wir ihm ein wenig Geld, damit er zumindest für eine Nacht unterkommt und sich etwas zu essen holen kann. Natürlich waren wir auch ein wenig skeptisch, aber er hatte nicht nur ein holländisches T-Shirt mit der Königsfamilie an sondern auch einen starken, holländischen Akzent. Wir hoffen, dass er nun sicher zu Hause ist und seine Botschaft ihm helfen konnte.

Am Abend gingen wir auf eine Tango Show (Consejo Tango). Nach einer Stunde Tango-Unterricht, hatten wir ein fantastisches Drei-Gänge-Menu mit einer dreistündigen Tango Show. Dabei wurde die Entwicklung des Tangos von 1920 bis 2000 vorgetanzt. Es war atemberaubend.

Den nächsten Morgen nahmen wir an einer geführten Stadttour mit Nicolas teil. Es war super informativ und wir erhielten einen guten, politischen und kulturellen Hintergrund. Dabei besuchten wir auch Evita`s früheres Büro im Gewerkschaftshaus. Dort erzählte uns ein 84 jähriger Mann über die Frau, die er noch immer bewunderte und sie auch kennengelernt hatte. Evita hatte sich für die Arbeiter und Frauen intensiv eingesetzt – sie kam aus armen Verhältnissen - und viele Veränderungen im Land bewirkt.

Sie starb leider mit 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Ihre Beerdigung dauerte 14 Tage und Menschen warteten bis zu 18 Stunden, um sich von Evita zu verabschieden. Dabei formten sich Menschenmassen um mehrere Blocks. Bereits am ersten Tag hatte Argentinien keine Blumen mehr und mussten Weitere aus Chile, Bolivien, Uruguay und Brasilien einfliegen lassen. Der Körper von ihr wurde einbalsamiert und in ihrem vorigen Büro aufgebahrt. Jedoch nach dem Militärputsch verschwand ihr Körper für 16 Jahre. Sie war eine starke Persönlichkeit und wir werden wohl noch ein wenig mehr über sie in Erfahrung bringen.

Am Abend schmissen wir unsere gesamte Reiseplanung über den Haufen. Nachdem Michael tagelang nach Heimflügen recherchiert hatte, sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass es viel günstiger ist, von Ecuador unsere Rückreise anzutreten. Und so fahren wir nun erst komplett durch Argentinien und ab in den Süden. Zwar ist es zurzeit etwas kälter in Patagonien, jedoch heißt das auch, weniger Tourismus.

Aber zuerst müssen wir noch die Iguazú Wasserfälle bewundert. Die können wir nicht auslassen. Ich kann es kaum erwarten, stundenlang im Bus zu sitzen, uff. Wieso ist Argentinien nur so schrecklich groß?

Unterkunft: Estoril Terrazas, Avda. de Mayo 1385, Buenos Aires

Preis: AR$ 130 p.P., 6er Schlafsaal, Gemeinschaftsbad, inkl. Frühstück

Kommentar: Sehr gut organisiert, sauber und schön gestaltet. Tolle Dachterassen.

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Colonia del Sacramento

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Uruguay

Nachdem wir am späten Nachmittag in Colonia angekommen waren, verstauten wir unsere Rucksäcke im Hostel. Dann wanderten wir durch die kleine Stadt und fanden im Barrio Històrico unmengen an Fotomotiven. Die wunderschönen, kolonialen Häuser mit ihren alten Schildern und Laternen badeten die Altstadt in ein warmes Licht und die Plätze mit ihren gigantischen Bäumen tauchten die Stadt in ein grünes Meer.

Am Plaza de Armas Manuel Lobo stand die schlichte Basilica del Santisimo Sacramento. Gegenüber der weißen Kirche befand sich eine Bar mit alten Autos, die dekorativ umgestaltet wurden und eine regelrechte Touristenattraktion darstellten. Das Innere eines Autos war als Dinner for Two umfunktioniert worden während der andere Wagen voll mit Blumen und Pflanzen war.

Die Landzunge der Altstadt hatte vier Festungen (Bastiòn) und der weiße Leuchtturm ragte hoch über die kleinen, kolonialen Häuser. Und so liefen wir die alten, gepflasterten Straßen entlang und machten Halt bei der Bastiòn del Carmen mit ihrem großen Schornstein. An der Uferfront könnte man stundenlang entlang wandern und die kleinen, süßen Cafes an den Plätzen laden einen zum Verweilen ein. Die Altstadt erinnert mich ein wenig an Italien oder Spanien.

Das Abendlicht war fantastisch und leider viel zu spat entdeckten wir die blutrote Sonne zwischen den Häusern. Als wir ans Ufer kamen, war sie bereits verschwunden.

Diese kleine Stadt war wiedermal ein Spielort für Fotografie und so knippsten wir fröhlich vor uns hin, heimlich schon fluchend, das die Auswahl für unsere Webseite wiedermal dauern könnte. Der Schauplatz des Geschehens war ein idealer Zeitzeuge des vielumkämpften Standortes zwischen Spanien und Portugal. Der strategisch ideale Ort am Fluß Plata wechselte alle paar Jahre ihre Besetzer.

Am nächsten Tag bereiteten wir uns für den Sonnenuntergang vor. Auch wenn diesmal der Himmel nicht brannte, es war dennoch wunderschön. Nach unzähligen Fotos machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel.

Dort packten wir unsere sieben Sachen, da wir am nächsten Morgen mit der Fähre nach Buenos Aires wollten. Mit der Express Fähre benötigt man lediglich eine Stunde über den Rio de la Plata, um nach Argentinien zu kommen. Und so konnte die weitere Erkundung des südamerikanischen Kontinents fortgesetzt werden.

Unterkunft: El Viajero Hostel, W. Barbot 164, Colonia

Preis:URU 390 p.P. 8er Schlafsaal mit integriertem Bad, inkl. Frühstück

Kommentar: sehr sauber und top organisiert. Einer der besten Hostels, die wir in Mittel- und Südamerika je hatten. El Viajero hat Hostels in Uruguay, Paraguay und Kolumbien.


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Casupá - auf den Spuren von Pater Karl Zangerle

Geschrieben von Nadine Zangerle am . Veröffentlicht in Uruguay

Mit eingescannten Briefen und Fotos von Pater Karl Zangerle bewaffnet, folgten wir einer Spur. In seinen Briefen benutze er im Briefkopf immer wieder den Namen der kleinen Stadt Casupá im Distrikt Florida, 100 km nördlich von Montevideo.

Hier ein kurzer Ausflug in unsere Familienhistorie, damit ihr überhaupt wisst, um was es hier geht. Mein Vater hatte/hat fünf Tanten und Onkel, die alle als Kinder während der Kriegszeit ins Kloster gingen. Schwester Maria Klara und Schwester Maria Josefine blieben in Zams/Österreich im Kloster, während Schwester Maria Hilga nach Indien ging. Pater Franz hatte auf den Philippinen und in Deutschland eine Gemeinde und Pater Karl verschlug es nach Uruguay.

Auf unserem Indientrip im Jahr 2010 hatten wir das Grab von Schwester Maria Hilga in einem kleinen Dorf in Indien bereits ausfindig gemacht. Sie wird bis heute noch die Mutter Theresa von Ooty genannt und bekam für ihren großen Einsatz vom deutschen Konsul in Indien das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Und so saßen wir am Busbahnhof Tres Cruces, mit dem Ticket nach Casupá in der Hand und waren gespannt auf ein weiteres Familienkapitel. Natürlich waren wir die einzigen Touristen im Bus, da das Landesinnere von Uruguay nicht in der Reisebroschüre erscheint.

Nur wenige Kilometer außerhalb von Montevideo schien das Land eine noch langsamere Gangart einzulegen und so beobachteten wir die vielen Weiden und das flache Land. Als wir dann das Ortsschild von Casupá passierten, entdeckten wir ein Hotel und fragten den Busfahrer, ob dies die einzige Unterkunft in dem Ort ist. Nachdem er dies bejahte, ließ er uns vor dem Hotel raus.

Nach dem einchecken, fragten wir in unserem rudimentären Spanisch die Frau in dem kleinen Laden nebenan, wo wir das Konvent Parroquia Maria Auxiliadora finden können. Wir erklärten ihr unsere Situation und sie bekam ganz große Augen. Dann fragte sie uns nochmal, ob wir mit Pater Carlos Zangerle verwandt sind. Da wurden wir erstmal ganz fest in die Arme genommen und sie war ganz aus dem Häuschen. Fast wären wir noch im örtlichen Radio erschienen, wäre da nicht plötzlich ein Hagelsturm aufgezogen. Doch erstmal zurück zur Geschichte.

Eine ältere Dame kam noch hinzu und schon war die nächste Umarmung fällig. Sie erklärten uns den Weg zum Colegio, welches Pater Carlos errichtet hat und das wir dort zwei „Plaques“ finden werden. Als wir in die Straße einbogen, schauten wir auf den Straßennamen und waren sprachlos. Das meinten die Damen mit  „Plaques“. Die Straße war nach meinem Großonkel benannt -  “Presbitero Carlos Zangerle”.

Im Colegio fanden wir noch ein Denkmalstein und eine Lehrerin gab uns ein Buch mit vielen Bildern über die Entwicklung des Colegios. Darin befanden sich viele Berichte und Fotos von Pater Karl. Auch im Zimmer hingen noch mehrere Bilder von ihm. Schon interessant, wenn man bedenkt, dass er seit 30 Jahren tot ist.

Zurück im Hotel wurden wir von zwei älteren Menschen begrüßt. Die alte Frau war so nervös und drückte mich an sich. Sie erklärte, dass sie über dreißig Jahre für meinen Großonkel gearbeitet hat und er ein so toller Mensch war. Damals hatte sie auch versucht, etwas Deutsch zu lernen und kannte all die Namen von unserer Familie. Wie es Fancesco und Elisabeth geht (meinem Dad und meiner Tante)? Als sie mich wieder in den Arm nahm und ganz fest drückte, liefen ihr Tränen über das Gesicht. Immer wieder wiederholte sie, was für ein herzlicher Mensch Pater Carlos war und was er alles für die Menschen in der Gegend getan hat. Sie freute sich so sehr, vor allem über all die schönen Erinnerungen, die in ihr hochkamen.

Er hatte u.a. zwei Kirchen, eine Schule, ein Krankenhaus und ein Waisenhaus errichtet. Auch in dem Nachbarort Reboledo wäre er wohl bekannt. Da ihr unteres Gebiss locker saß, war es nicht immer einfach für uns, sie in ihrem emotionalen Spanisch zu verstehen. Aber die Herzlichkeit und das Lächeln sprachen Bände.

Dazu muss man sagen, dass die Dame stolze 96 Jahre alt ist, ihr Bruder 98. Bevor wir gingen, sagte sie “Ich liebe das Leben und ich werde es noch was genießen!”

Bevor wir gingen, verriet sie uns noch, wo genau wir das Grab von Pater Karl finden. In Montevideo auf dem Cemetario de Buceo, Calle Aurora, Grabnummer 1040. Und so ging es am nächsten Morgen wieder Richtung Montevideo. Es war fantastisch, als wir endlich vor dem Grab standen. Wir schmückten es mit Blumen und machten ganz viele Fotos für meine Familie. Schade, dass dies mein Opa nicht mehr miterleben kann. Aber Schwester Maria Klara, die Letzte der Geschwister, erhält auf jedenfall die Fotos.

Da wir schon mal in Montevideo waren, feierten wir Michas Geburtstag mit Andrew. Der Hangover bezeugt, dass die Zwei so richtig gefeiert haben. Hangover hin oder her, heute geht es weiter nach Colonia del Sacramento. Da muss Micha jetzt durch.

Unterkunft: Hotel Cito, Ruta 7, KM 110.500, Casupá/Forida

Preis: UYU 800 fürs Doppelzimmer, eigenes Bad, TV

Kommentar: sehr sauber, bei starkem Regen läuft das Wasser jedoch zur Tür herein